Zum klinischen Erscheinungsbild von A. t. …

…gehört fast immer das Auftreten von zerebellarer Ataxie im Alter von zwei bis fünf Jahren. Zu den weiteren, weniger häufigen Merkmalen der Krankheit zählen u.a.: Dysarthrie und vermehrter Speichelfluss, okulokutane Teleangiektasie, progredfiente Augenbewegungsstörungen in der Form von Apraxie, charakteristische hypotone Facies, Fehlen oder Dysplasie der Thymusdrüse, rezidivierende Lungeninfektionen, Suszeptibilität für Neoplasie, Wachstumsstörungen, endokrine Anomalitäten und greisenhafte Veränderungen von Haar und Haut.

Häufig unterlaufende Fehler bei der Diagnose von A. t. …

Einige wenige Ärzte, die bereits mehrere Fälle von A. t. gesehen haben, können die Diagnose in der Regel auf Grund von klinischen Symptomen und einer Untersuchung stellen. Da die meisten Ärzte jedoch noch nie einen Fall von A. t. gesehen haben, sind bei der Diagnosestellung Fehler wahrscheinlich.

Wenn Ärzte beispielsweise Kinder mit einer Ataxie untersuchen und keine Teleangiektasien feststellen, wird A. t. – vielleicht wegen des Namens der Krankheit – oft ausgeschlossen. Teleangiektasien treten jedoch oft erst im Alter von sechs Jahren und manchmal sogar noch viel später auf. Genauso könnte eine Anamnese mit rezidivierenden sinopulmonalen Infektionen den Verdacht erhöhen; ca. 30 Prozent aller A. t.-Fälle weisen jedoch keine Immundefekte auf.

Statische Enzephalopathie

Die häufigste Fehldiagnose im Frühstadium lautet statische Enzephalopathie (auch als „ataktische Zerebralparalyse“ bezeichnet). Obwohl die Ataxie des Rumpfes und Ganges, bei der es sich fast immer um das augenscheinliche Symptom von A. t. handelt, langsam und stetig fortschreitet, kann sie im Alter von 2 bis 5 Jahren durch die normale Entwicklung der motorischen Funktionen kompensiert werden, wodurch das Fortschreiten der Ataxie unauffällig erscheinen kann und oft sogar eine vermeintliche Besserung berichtet wird. Als Folge davon erweist sich die klinische Diagnose oft als falsch und ungewiss, bis das Fortschreiten der Krankheit offensichtlich wird – es sei denn, der Patient hat von der Krankheit betroffene Geschwister.

Friedreich-Ataxie

Und wenn das Fortschreiten der Krankheit einmal offensichtlich ist, wird die Friedreich-Ataxie zur häufigsten Fehldiagnose. Die Friedreich-Ataxie tritt jedoch in der Regel später auf, und der typische Pes cavus und die Kyphoskoliose sind äußerst charakteristisch dafür. Die Wirbelsäulenanzeichen, u.a. posteriore und laterale Columnae mit positivem Romberg-Zeichen unterscheiden diese Art von „spinaler“ Ataxie von der primären zerebellären Ataxie der A. t.


Im Labor verwendete Marker von A. t. …

Glücklicherweise sollten sich etwaige Schwierigkeiten einer Differentialdiagnose einfach durch Rückgriff auf Labortests beseitigen lassen. Der konsequenteste Labor-Marker für A. t. ist ein erhöhter Alpha-Fötoprotein-Serumspiegel nach einem Alter von zwei Jahren. Das Vorfinden eines niedrigen IgA-, IgG- und/oder IgE-Spiegels im Serum kann die Diagnose ebenfalls unterstützen. Diese Befunde von Immunitätsstörungen können sich jedoch von Patient zu Patient unterscheiden und sind nicht in allen Fällen abnormal.

Die in vitro und in Hautfibroblastkulturen vorkommenden spontanen Chromosomenbrüche und Neuanordnungen in Lymphozyten sind ebenfalls wichtige Labor-Marker von A. t, obwohl sie nicht immer auftreten. Und zuletzt wird die Diagnose noch durch das verminderte Überleben von Lymphozyt- und Fibroblastkulturen nach Ionisierungsstrahlungsexposition bestätigt. Beim letzteren Verfahren handelt es sich jedoch um ein Forschungsverfahren, das dem Arzt nicht routinemäßig zur Verfügung steht.

Genetische Tests zur Bestätigung einer Diagnose…

Da das mutierte A. t.-Gen (ATM) von den Forschern identifiziert wurde, ist es heute wissenschaftlich möglich, eine Diagnose durch Untersuchung der Patienten-DNS auf Mutationen zu bestätigen. Leider sind derzeit nur wenige Labors auf diesen Service eingerichtet. Das „A-T Children’s Project“ (Projekt für Kinder mit A. t.) soll es ermöglichen, diesen Service innerhalb des nächsten Jahres an einigen Instituten anbieten zu können.

Mögliche Symptome von A. t.

Es ist zu beachten, dass zwischen A. t.-Patienten enorme klinische Unterschiede zu beobachten sind und viele der folgenden Symptome daher nicht bei allen Patienten auftreten.

  • progfiente zerebelläre Ataxie (obwohl der Verlauf der Ataxie im Alter von zwei bis fünf Jahren statisch erscheint)
  • progfiente okulokutane Teleangiektasien, die bis zum Alter von sechs Jahren auftreten
  • Suszeptibilität für Neoplasie
  • charakteristische hypotone Facies
    • progfiente Augenbewegungsstörungen in Form von Apraxie (langsamer Krankheitsbeginn)
  • Fehlen oder Dysplasie der Thymusdrüse
  • rezidivierende sinopulmonale Infektion
  • Choreoathetose
  • Wachstumsstörungen
  • zerebelläre Dysarthrie und vermehrter Speichelfluss
  • Neigung zur Gleichmütigkeit
  • endokrine Anomalitäten
  • Neigung zu insulinresistentem Diabetes in der Adoleszenz
  • greisenhafte Veränderungen von Haar und Haut und prog#2f4f4fiente vaskuläre Veränderungen
  • kortikale Zerebellumdegeneration, die vorwiegend die Purkinje- und Körnerzellen betrifft

Mögliche Marker von A. t.

  • erhöhter Alpha-Fötoprotein-Serumspiegel nach einem Alter von zwei Jahren
  • erhöhtes karzinoembryonales Antigen im Plasma
  • niedrige IgA-, IgG2- und/oder IgE-Spiegel im Serum (in 70 Prozent der Fälle)
  • Vorkommen von spontanen Chromosomenbrüchen und Neuanordnungen in Lymphozyten – sowohl in vitro als auch in Hautfibroblastkulturen
  • vermindertes Überleben von Lymphozyt- und Fibroblastkulturen nach Ionisierungsstrahlungsexposition